Ein dichtes Netzwerk von Fährlinien verbindet Lissabon teilweise im Minutentakt mit dem gegenüberliegenden Flussufer: Weniger als 10 Minuten sind es, die das Fährboot vom "Wasserbahnhof" Caix do Sodre nach Cacilhas am anderen Ufer braucht. Aber umso krasser der Kontrast: Die auf Hochglanz gebrachten Paläste und Flaniermeilen Lissabons scheinen ebenso einer anderen Welt anzugehören wie die engen Gassen oder polternden Straßenbahnen der Hauptstadt. Nur wenige Meter vom Bootsanleger entfernt erstreckt sich ein verwitterter Pier so weit man blickt. Die Häuser wirken, als würden sie lediglich vom Graffitti auf den Fassaden zusammengehalten (der auch die einzige frische Farbe weit und breit darstellt). Schilder warnen vor herunterfallendem Mauerwerk. Die rostigen Gerippe uralter Kräne, anscheinend einst mit Handantrieb funktionierend, machen den Eindruck eines Industrie-Slums perfekt. Die Skyline von Lissabons City ist da nur noch noch unwirkliche Kulisse. Früher war es hier mindestens genauso geschäftig wie am anderen Ufer heute - tausende schufteten in Werften oder der Fischerei. Rost, Leere und Verfall bestimmen nun das Bild. Ganz am Ende der bröckelnden "Waterfront" gibt es einen kleinen Strand, etwas Grün, einen riesenhohen Aufzugschacht zu einem Aussichtspunkt und ein Restaurant. "Punto Final" heißt es. Mit dem endlosen, monotonen Autobahnrauschen von der nahen Europabrücke und Lissabon auf Spielzeuggröße am Horizont wähnt man sich schon ein wenig am Ende der Welt...
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June 2017
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